Partisanenkampf

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Nach der Haager Landkriegsordnung, die auf der Haager Friedenskonferenz 1899 verabschiedet und 1907 in einer weiteren Konferenz in Den Haag erweitert wurde, wurden humanitäre Regelungen der Kriegführung, der Kriegsgefangenschaft und der Schutz verwundeter Soldaten und Zivilisten fester Bestandteil des verbindlichen Völkerrechts.
Festgelegt wurde darin, dass mit Kapitulation des einzelnen Soldaten bzw. eines Staates jedwede Kampfhandlung einzustellen ist, dass Gegner bei Gefangennahme den gleichen Anspruch auf medizinische Betreuung und Versorgung haben, wie die eigenen Soldaten um ihm die grundlegenden Menschenrechte gewährt werden.
Es wurde aber auch bestimmt, dass Zivilisten, die außerhalb der regulären und durch Uniformen und Abzeichen eindeutig gekennzeichneten Truppe, bzw. Soldaten, der regulären Truppe, die sich ihrer Uniform entledigen oder gar in fremder Uniform kämpfen, die Schutzgarantie der Landkriegsordnung verlieren. Solche, als Partisanen bezeichneten Kämpfer galten als Kriegsverbrecher und konnten mit dem Tod bestraft werden.

Als die deutsche Wehrmacht am 6. April 1941 ohne Vorwarnung Jugoslawien überfiel und innerhalb von 4 Tagen zur Kapitulation zwang, ergab sich eine bisher unbekannte Situation. Der Vielvölkerstaat Jugoslawien, 1918 aus 15 verschiedenen Nationen mit unterschiedlicher Religion, Kultur und politischer Identität hervorgegangen, spaltet sich in Ethnien auf.
Kroatien bildete einen eigenen Staat, der nicht nur die deutschen Kapitulationsbedingungen anerkannte, sondern sogar auf deutsche Seite wechselte. Aber andere große Bevölkerungsteile Jugoslawiens weigerten sich, den Friedensvertrag anzuerkennen. Sowohl der Führer der serbischen Tschetnik-Milizen Draza Mihailovic, der monarchistische Ziele verfolgte, als auch der Kroate Josip (Broz) Tito, der als Führer der Kommunistischen Partei Jugoslawiens bereits während des Spanischen Bürgerkrieges auf kommunistischer Seite gegen deutsche Truppen gekämpft hatte, stellten Widerstandsgruppen auf.
Als Deutschland am 22. Juni 1941 in die Sowjetunion einfiel, und die in den deutsch besetzten Gebieten einsetzende Verfolgung von Kommunisten und Juden bekannt wurde, erfuhren beide jugoslawische Widerstandsgruppen starken Zulauf. Sie zogen sich als Partisanenverbände in unwegsamen Waldregionen zurück, um die deutschen Truppen durch gezielte kleine Militärschläge aus dem Hinterhalt anzugreifen und sich wieder zurückzuziehen, ehe sich die deutsche Gegenwehr formiert hatte.
Dabei hielten sich die Tschetnik-Milizen eher zurück, ev. um späteren Verhandlungen mit den Deutschen nicht einen Riegel vorzuschieben. (1944/45 kommt es daher zum offenen Kampf mit Titos Truppen. 1946, nach Kriegsende, wird Draza Mihailovic wegen Hochverrats und Kollaboration mit den deutschen Truppen zum Tod verurteilt und hingerichtet.)
Wurden die deutschen Truppen ursprünglich im traditionell monarchistischem Westteil der Sowjetunion teilweise als Befreier begrüßt, so wandelte sich hier die Stimmung rasch durch die Behandlung, die das Deutsche Reich den als 'Untermenschen' deklarierten russischen Bürgern zukommen ließ.
Wie in allen deutsch besetzten Gebieten, formierten sich recht schnell Partisanenverbände.
Das Deutsche Reich erließ daraufhin durch General Wilhelm Keitel den Befehl, für jeden deutschen Soldaten, der durch Heckenschützen ums Leben kam, als Vergeltung 100 Zivilisten der lokalen Ortschaft zu erschießen.
Diese Maßnahme zeigte der Zivilbevölkerung erst Recht, dass es keinen Sinn machte, sich nicht in den Krieg einzumischen, sondern dass es eher überlebenswichtig war, die deutschen Besatzungstruppen aufzureiben und zum Rückzug zu zwingen.

Zwar wurden innerhalb der Infanterie-Kompanien besonders gute Schützen mit einfachen und robusten Zielfernrohrgewehren ausgestattet, die sich in geschlossenen Kampfverbänden gegen reguläre Truppen in festen Stellungen auch bewährten. Aber gegen die 'Indianertaktik' der Partisanen konnten nur Einzelkämpfer wirksam sein, die nicht anders kämpften, wie die Partisanen selbst.


( Foto zeigt deutsche Infanteriesoldaten mit Karabiner 98k mit aufgesetzter Zielhilfe Zielfernrohr Mod. 'ZF41' von 1941. Dieses ZF hatte nur 1.4 fache Vergrößerung und war ein Kompromis zwischen den Notwendigkeiten sowohl schnell als auch genauer zu schießen.)

Das im Osten eingesetzte Baulehr-Btl 'Brandenburg' mit ca. 800 Mann Stärke war bereits passiv in ständiger Feindberührung mit Partisanenverbänden, und war daher mit den Taktiken der Partisanen bestens vertraut. Dem Btl oblag es unter Anderem, von den Partisanen gesprengte Brücken und Straßen zu reparieren und gegen Partisanen-Widerstand Instand zu halten. Was lag näher, als die Erfahrung dieses Bataillons zu nutzen und auszubauen.
1943 wurde das Bataillon zu einer vollen Division mit 4 regulären Regimentern und einem weißrussischen Fremden-Bataillon aufgestockt und mit der Bekämpfung der Partisanen beauftragt.
Hierbei verließ die Division ebenfalls die Regeln der Haager-Landkriegsordnung und kämpfte hinter der Front auf gegnerischem Boden, ununiformiert oder sogar in den Uniformen des Gegners.
Damit verloren sie in gleichem Maße den Schutz der Kriegsordnungen, was bei Gefangennahme den sicheren Tod bedeutete. (siehe auch: Feindbewährung )
Wohl angeregt durch die Befreiung des italienischen Diktators Benito Mussolini aus seinem Gewahrsam auf dem Berg Gran Sasso in den Abruzzen durch ein Luftkommando-Unternehmen der SS, erarbeiteten die 'Brandenburger' den Plan Rösselsprung, in dem Tito aus seinem Hauptquartier Drvar in den Bergen Bosniens entführt werden sollte, um die Koordination der jugoslawischen Partisanen zu zerstören.
Am 23. Mai 1944 kam dieser Plan zum Einsatz, und Luftlandetruppen der Brandenburger landeten unmittelbar vor dem Hauptquartier Josip Titos. Dieser konnte allerdings entkommen und floh mit Hilfe der Britischen Luftwaffe nach Süditalien, das bereits in Alliierter Hand war.
Der Norden Italiens, war nach der Kapitulation Italiens deutsch besetzt worden.
Durch die Kooperation der neuen italienischen Regierung mit den Alliierten war Italien nunmehr für das Deutsche Reich auf die Seite der Feinde gewechselt.
Italienische Soldaten, die noch Stunden zuvor Seite an Seite mit Deutschen kämpften, wurden entwaffnet und interniert. Viele zur Zwangsarbeit nach Deutschland verbracht (Gefangenenausw. Stalag IX Bad Orb (), Pass Displaced Persons Camp Mackensen Karlsruhe (), Entlassungsausweis KZ Buchenwald () ) oder erschossen.
Als Folge davon gründeten sich in Oberitalien viele Partisanengruppen, denen es letztlich mit alliierter Unterstützung gelang, die deutschen Truppen zum Rückzug aus Italien zu zwingen. Hierbei fiel ihnen 28. April 1945 der italienische Diktator Mussolini in die Hände, der nach seiner Befreiung vom Gan Sasso in Oberitalien eine Marionettenregierung unter deutscher Kontrolle geführt hatte, und der Italien unter dem Schutz der sich zurückziehenden deutschen Truppen verlassen wollte. Mussolini und seine Geliebte Clara Petacci wurden verhaftet und unmittelbar darauf erschossen. Ihre Leichen wurden auf dem Mailänder Loretto-Platz öffentlich kopfüber aufgehängt.
Weitere Gebiete mit starker Partisanentätigkeit waren Griechenland, Belgien und Frankreich.

Der folgende Nachlass stammt von einem deutschen Oberfeldwebel, der 9 November 1944 bei einem Anti-Partisaneneinsatz in ein Minenfeld geriet, wobei ihm ein Fuß abgerissen wurde. Auf Grund dieser Verletzung verstarb er am 10. November 1944 im Sanitätsbereich der Division. Beerdigt wurde er in Desmia bei Dukla an den polnischen Karparten.

Zu dem Nachlass gehört:
Eine beglaubigte Abschrift des Testaments () vom 3.Sep. 1944, das unter dem Hinweis auf den Partisaneneinsatz verfasst wurde.
Das handschriftliche Schreiben () des Kompanieführers vom 12. Nov. 1944, in dem er die Umstände des Tods des Betroffenen beschreibt.
Eine maschinenschriftliche Abschrift () dieses Schreibens.
Foto, () das den Betroffenen als einfachen Soldaten in Feldbluse 36 und mit Reitpferd zeigt.
Foto, () dass den Betroffenen mit einem Kameraden mit vollem Sturmgepäck und feldmäßig beim Abschied von den Frauen zeigt.

weitere Dokumente mit Bezug zur Partisanentätigkeit:

Feldpostbrief vom 24. Juli 1944 aus der Litauen
Feldpostbrief vom 8. Sept. 1944 aus Belgien
Feldpostbrief vom 24. Sept. 1944 aus der Slowakei


© Horst Decker


Bücher zu dem Thema

Sowjetische Partisanen 1941-1944: Mythos und Wirklichkeit
von Bogdan Musial, 592 Seiten

Preis: EUR 39,90

Die Waldbrüder: Ein deutscher Soldat bei estnischen Partisanen 1945-1949
von Hermann Behr, 300 Seiten

Preis: EUR 19,95

Aus dem Ghetto in die Wälder: Bericht eines jüdischen Partisanen 1939-1945
Moshe Beirach, Hans Dieter Schell, 230 Seiten

Preis: EUR 9,95

Als Partisanin in Wilna: Erinnerungen an den jüdischen Widerstand in Litauen
von Rachel Margolis, Franziska Bruder, 238 Seiten

Preis: EUR 9,95

Wehrmacht, Waffen-SS und Polizei im Kampf gegen Partisanen und Zivilbevölkerung in Italien 1943-1945
von Carlo Gentile, 500 Seiten

Preis: EUR 34,90

Partisanenkrieg in Jugoslawien 1941 - 1944
von Klaus Schmider, 578 Seiten

antiquarisch

deutsche Partisanen-
bekämpfung in Frankreich und Belgien




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