Die folgenden Textwiedergaben von Privatkorrespondenz der Zeit des 2. Weltkrieges und der anschließenden Notzeit, geben die ungeschönten Empfindungen Einzelner wieder, können aber stellvertretend für die Lage und und Ansichten vieler Deutscher angenommen werden.
Nach Lesen von vielen Briefen kristallisiert sich die Ansicht heraus, dass ein großer Teil der Zivilbevölkerung, aber auch der Frontsoldaten, sich in eine realitätsfremde Scheinwelt flüchtete, die sich auf die Verbindung zur vertrauten Familie, dem Ehepartner oder einer anderen zwischenmenschlichen Verbindung konzentrierte, diese regelrecht glorifizierte und in eine unreale Ebene transferrierte, die bei tatsächlicher räumlicher Nähe überhaupt nicht möglich wäre. Offenbar war es nur durch regelmäßigen Rückzug in diese Scheinwelt möglich, all das real erfahrene Leid, all die Grausamkeiten und Unmenschlichkeiten des Kriegs zu ertragen, aber wohl auch diese, soweit sie andere betrafen als 'normal' oder gar gerechtfertigt anzusehen und im Einzelfalle sich sogar an deren Ausübung zu beteiligen.
1. Januar 1940 - 10. Mai 1945 | Nordhorn Grafschaft Bentheim | Auswertung der Taschenkalendereinträge von Hildegard Becker aus Nordhorn, in denen jeder Fliegeralarm zwischen 1940 und 1945 vermerkt ist. | Als Notizbücher genutzte Taschenkalender von Hilde Becker aus Nordhorn | Text und Tabelle |
14. März 1943 - 6. Januar 1945 | Paris | 15 Briefe einer deutschen Wehrmachtshelferin in Paris, die sie an ihren Liebsten, einen in Deutschland zur Fliegerausbildung stationierten Leutnant schrieb | überwiegend reine Liebesbezeugungen | Briefe |
06. und 20. Juni 1943 | Köln, Oberstdorf | 2 Briefe und 1 Karte bezüglich der Bombardierung Kölns, Düsseldorfs, Eder- und Möhnetalsperre | detaillierte Schreiben innerhalb der betroffenen Familie Emil v.d. Leck-Eysen, Eisenwarengeschäft, Schaafenstr. 53-55, Köln | Text |
28. Juni 1943 | Gießen | kriegsbedingte Lebensverhältnisse, durch Krieg an verschiedene Einsatzorte verstreute Familie, Luftschutzalarme Gießen, Bombardierungen im Rheingebiet | Brief von Gießen an Mutter in Garding bei Husum, Schreiben innerhalb der betroffenen Familie v.d. Leck-Eysen | Text |
01. Oktober 1943 | Rhynern, Gießen | Brief aus dem Arbeitsdienstlager Rhynern bei Hamm nach Gießen, Beschreibung der Bombardierung Hagens | | Text |
12. November 1943 | Rhynern, Gießen | Brief aus dem Arbeitsdienstlager Rhynern bei Hamm nach Gießen, Beschreibung der Bombardierung Hamms und Tätigkeit beim RAD | | Text |
2. April 1944 | Gießen | kriegsbedingte Lebensverhältnisse, Luftkampf über Gießen, BombardierungenGießen, Frankfurt, Offenbach, Einquartierungen | Brief von Gießen an Mutter in Garding bei Husum, Schreiben innerhalb der betroffenen Familie v.d. Leck-Eysen | Text |
27. Juli 1944 | Gießen | Attentat Stauffenbergs auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944, zeitgleich erste Bombardierung Gießens, Erwähnung Bombardierung Wetzlars, Bad Nauheims und Friedbergs bei selben englischen Einsatz | Brief von Gießen an Mutter in Garding bei Husum, Schreiben innerhalb der betroffenen Familie v.d. Leck-Eysen | Text |
1. August 1944 | Ostfront | Sehnsuchtsbrief, geringe Frontinfos, Erwähnung der Bombardierung Gießens am 20.7.1944 | Brief von Ostfront an Renate Kreuter in Gießen | Text |
8.09.1944 | Rückzug aus Frankreich und Ankunft in Gangelt an der Grenze Holland-Deutsches Reich | Feldpost Brief, Beschreibung von Flugplatzsprengung, feindselige Stimmung in Belgien, Partisanen | Briefwiedergabe |
11.09.1944 | während Truppenbewegung | Beschreibung der Zustände an der Westfront, Absetzen der politischen Führung, Akten- und Fahnenverbrennungen, Auflösen der Uniformslager, Bombardierungen durch Alliierte Fliegerverbände und Ängste der Bevölkerung. Bericht über die Neuaufstellung seiner Truppe . | Briefwiedergabe |
16.09.1944 | Quartier in Erkrath | Feldpost Brief, Abendgesellschaft wegen des Abschied aus dem Rheinland, persönliche Empfindungen des Briefschreibers, der seine Kontaktarmut beschreibt | Briefwiedergabe |
17.09.1944 | Im Zug bei Passieren Wuppertals | Beschreibung der rheinischen Landschaft und von Bombenschäden, erste Zweifel am Kriegssinn, Rat an Frau wegen Kriegseinflüsse auf Frankfurt in ein Mütterheim in der Rhön oder in Thüringen zu gehen | Briefwiedergabe |
17. 09.1944 | Wittenberg | Zwangseinquartierung von 7.000-8.000 Flüchtlingen von der Westfront in Wittenberg, Bombardierung Ludwigshafen, Frauen an den Drehbänken bei Zeiss, Mädchen des BDM beim Luftschutzbunkerbau in Ostpreußen | Brief der Tochter aus Wittenberg an Mutter in Gießen, Schreiben innerhalb der betroffenen Familie v.d. Leck-Eysen | Text |
18.09.1944 | Leipzig | Geschrieben aus Leipzig, wo Dr. Schneider offenbar Gelegenheit hatte, seine Eltern und Bekannte zu besuchen, Beschreibung eines Nachtangriffs auf Leipzig, deutet an, dass die Bevölkerung nicht mehr an einen Sieg Deutschlands glaubt und eine Kriegsfortsetzung unter diesen Umständen verbrecherisch sein könnte. Rät Frau Frankfurt zu verlassen. | Briefwiedergabe |
9. Dezember 1944 | Selb | Brief des Porzellanfabrikanten Heinrich Pößnecker | beschreibt u.A. den Mangel an Kohle und Arbeitskräften (Zwangsarbeiter), um in Selb die Porzellanfertigung aufrecht zu halten. | Text |
20. Dezember 1944 | Wien, Gießen | Postkarte Oberstltn. Ernst von Solwegens, Schilderung der Kriegslage in Wien | | Text |
29. Dezember 1944 | Regensburg, Gießen | Brief Fähnrich Rudi Kaiser, Regensburg, Hoffnung auf Frieden, Bombardierung Gießens | | Text |
31. Dezember 1944 | Marktredwitz, Gießen | Brief an einen Geschäftsfreund, Bombardierung Eger und Karlsbad, Flakhelfereinsatz der Tochter, etc. | | Text |
19. Februar 1945 | Bernsfeld, Gießen | Brief der ehemaligen Mieterin einer Gießener Wohnung, nach Bernsfeld evakuiert, bittet, ihr die Wohnung nach Beseitigung der Bombenschäden wieder zu überlassen. | | Text |
22. Januar 1945 | Gießen, Dorf Güll | Postkarte aus der Bismarkstr. 46, Gießen nach Dorf Güll, berichtet von den Lebensbedingungen mit den Bombenschäden (teils unleserlich) | | Text |
22. Februar 1945 | Wittenberg, Dorf-Güll | Wittenberg erlebt täglich mehrfach Fliegeralarm. Die Sowjettuppen rücken näher und Panzergräben sind ausgehoben worden. Die Bewohner denken an Flucht und schicken Wertsachen an Verwandte im Westen Deutschlands. | | Text |
24. Februar 1945 | Wittenberg | Brief nach Dorf Güll, berichtet von den Lebensbedingungen in Wittenberg, Flüchtlingstrecks aus Dresden und der Aktivierung des Volkssturms | | Text |
25. Februar 1945 | Wittenberg | Brief nach Dorf Güll, berichtet von den Lebensbedingungen in Wittenberg, Flüchtlingstrecks aus Dresden, erste Fliegerangriffe und die Vorbereitung der Flucht. | | Text |
03. Februar 1945 | Gießen, Dorf Güll, Rinteln | Feldpostbrief aus dem Lazarett von Rinteln nach Dorf Güll, berichtet von den Lebensbedingungen mit den Bombenschäden in Gießen | | Text |
tr>7. Februar 1945 | Leipzig, Gießen | Brief einer Geschäftsfreundin aus Leipzig, die die Bombardierungen und Zerstörungen Gießens bedauert und ihre geschäftliche Hilfe anbietet | | Text |
16. Februar 1945 | Wittenberg, Dorf-Güll | die Russen vor und Flüchtlinge in der Stadt | | Text |
16. Februar 1945 | Hamburg | Fliegeralarme, Flüchtlinge treffen ein, Wunsch nach Hause zu fahren. | | Text |
18. Februar 1945 | Wittenberg, Dorf-Güll | Russen vor und Flüchtlinge in der Stadt | | Text |
25. Februar 1945 | Wittenberg, Dorf-Güll | Flüchtlinge in und Tieffliegerangriffe auf Wittenberg | | Text |
06. Dezember 1945 | Hattingen | Lebensverhältnisse nach Kriegsende, Schrecken des kalten Winters, Reisebeschränkung | Brief von Hattingen an Vater in Gießen | Text |
09.03.1946 - 31.12.1948 | Ulrichstein/Vogelsberg | Lebensverhältnisse nach Kriegsende, 54 Lieferanten- und Behördenschreiben an ein kleines Handelsgeschäft. | 54 Schreiben | Text |